Mutige Therapiekombination sorgt für sensationellen Behandlungserfolg

Patient mit seltenem Mundrachenkrebs galt bereits als „austherapiert“

„Ich habe noch einmal ein zweites Leben.“ Wilfried Gönnemann kann es kaum fassen, dass er nach einer schweren Krebsdiagnose 2017 mit wenig Aussicht auf Heilung nun erst einmal wieder einen ganz normalen Alltag ohne große Beschwerden oder Einschränkungen hat. Bei einem Pressegespräch mit seinen behandelnden Ärzten, dem Onkologen Dr. Dirk Hennesser und Strahlentherapeut Dr. Horst-Dieter Weinhold, spricht der 64-Jährige offen darüber, dass er im November vergangenen Jahres eigentlich mit nichts mehr gerechnet hatte. „Ich war schon beim Bestatter und wollte auf den letzten Weg vorbereitet sein.“ Umso mehr sei das jetzt für ihn wie eine Art Wunderheilung. Auch Mediziner Hennesser bestätigt, dass sein Patient eigentlich vor einem halben Jahr mit dem Rücken zur Wand gestanden habe. Sein Primärtumor im Mundrachenraum mit dem Fachbegriff Oropharynxkarzinom ist eine eher seltene Krebserkrankung, gehört zur Klasse der Kopf-Hals-Tumoren und betrifft maximal zwei von 100.000 Patienten überhaupt.

Gönnemann selbst klagt zunächst anlässlich einer Routineuntersuchung bei seiner Hausärztin Nikola Block über einen winzigen störenden Pickel im Rachenraum, der sich bei weiteren Untersuchungen als bösartig erweist, aber wegen des zu großen Defektes, den ein Eingriff verursachen würde, als inoperabel gilt. Im Verlauf von Wochen und Monaten wächst eine Tennisball große Metastase außen am Hals, die sich rasend schnell vergrößert. Das seltene Krankheitsbild wird in der Tumorkonferenz aller drei Gladbacher Krankenhäuser vorgestellt; mehrere onkologische Experten beraten über eine angemessene Behandlung des Patienten, dessen Zustand sich zusehends verschlechtert. Doch die herkömmlichen Therapien, Chemo- in Kombination mit Strahlentherapie, zeigen nicht den gewünschten Effekt. Die unverhältnismäßig große Ausstülpung im Halsbereich, die zudem eine optische Entstellung bedeutet, kann zwar operativ entfernt werden, aber es bildet sich neues krebsartiges Gewebe.

Schließlich entscheidet sich Dr. Hennesser für eine Behandlung mit der Immuntherapie. Aber auch diese noch relativ neuartige Methode, bei der das körpereigene Immunsystem über Ausschaltmechanismen in die Lage versetzt wird, einen Tumor zu bekämpfen, führt nur zu einem Teilerfolg. Aus Sicht der konventionellen Medizin sei bis zu diesem Zeitpunkt jede denkbare Therapie ausgereizt worden, bestätigt der Onkologe. Trotzdem lässt ihm der Fall keine Ruhe, bis Hennesser und Strahlentherapeut Weinhold in enger Abstimmung miteinander eine mutige Entscheidung treffen: die Immuntherapie, zu der beide die neuesten Studienergebnisse noch einmal akribisch studieren, mit einer Strahlentherapie zu kombinieren. Ein bislang noch nicht etabliertes Verfahren, dessen synergetischer Effekt aber schon nach nur zwei Monaten zu einer deutlichen Verbesserung des Allgemeinzustands von Patient Gönnemann führt. Mittlerweile ist der Tumor nicht mehr sichtbar. Die Spezialisten sprechen von einer „Vollremission“.

„Herr Gönnemann ist ein gutes Beispiel dafür, wie das Tumorzentrum Rhein-Berg arbeitet“, erklärt dessen Vorsitzender Weinhold. „Es geht um den laufenden Austausch und kurze Wege. Wer hier behandelt wird, hat meistens nur einen Ansprechpartner, kann mühelos zu seinem behandelnden Arzt ein Vertrauensverhältnis aufbauen und hat trotzdem Gelegenheit, von der Expertenmeinung gleich mehrerer Spezialisten, die Teil dieses Netzwerkes sind, zu profitieren. Uns geht es um die bestmögliche Versorgung jedes einzelnen Patienten. In den zahlreichen Tumorkonferenzen am Ort – bis zu elf pro Woche – bei denen es jeweils um ein Schwerpunktthema geht, bringen alle Disziplinen jeweils ihre Expertise ein.“

„Die Tumortherapie steht auf vielen Säulen“, betont auch Tumorexperte Hennesser. „Der Vorteil eines Zentrums ist, dass wir alle für eine erfolgreiche Krebsbehandlung notwendigen Strukturen hier am Ort vorhalten. Niemand muss dafür eigens in die Uniklinik nach Köln fahren, mit der wir im Übrigen zur Wahrung gemeinsamer Standards einen Kooperationsvertrag unterhalten. Wir bilden auch hier das ganze Spektrum aller Tumortherapien ab und haben Gynäkologen und Urologen genauso im Boot wie Chirurgen und Pathologen.“

Die Begleitung eines Patienten während seiner Krankheitsphase halte oft ja über einen längeren Zeitraum an. Das schaffe die Möglichkeit, ihn auch intensiv kennenzulernen, viel Aufklärungsarbeit zu leisten und vor allem ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. „Daher berührt einen auch ein solcher Behandlungserfolg wie der von Herrn Gönnemann. Uns liegt am Herzen, unsere Patienten zu heilen oder ihnen doch wenigstens – wenn der Krebs bereits weiter fortgeschritten ist – mit einer individuell abgestimmten Therapie noch möglichst viel Lebensqualität zu schenken“, so Hennesser.

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